Freitag, 30. Oktober: Bundesminister a. D. Gerhart R. Baum, Gespräch bei einer Zigarre zum aktuellen Thema "60 Jahre Grundgesetz - die Grundrechte im Spannungs-verhältnis zwischen Sicherheit und Freiheit".
Freiheit im Abstellraum: Ex-Bundesinnenminister Baum über die Grundrechte und das Rauchen Zigarre hat mit Genießen zu tun, das der Staat allein mit Verboten kontrollieren kann. So soll sich das EU-weite Rauchverbot künftig sogar auf private Balkone erstrecken. Eine „Bevormundungstendenz" nennt das unser Stammkunde Gerhart Baum.
Der ehemalige Bundesinnenminister hat sich als Streiter für die Grundrechte des Menschen längst einen Namen gemacht. Auch in seinem neuen Buch fordert er: „Rettet die Grundrechte". Wie schwer das zu machen ist, erzählte uns der Minister a.D. am 30. Oktober bei einer Zigarre und Bordeaux im Hafenlager. „Beflügelt von Zigarren und Getränken" hat Gerhart Baum auch in der Vergangenheit schon viele Gespräche in unserem Raucherzimmer am Ludwigkirchplatz geführt. In unserem Hafenlager allerdings war er an diesem Abend zum ersten Mal und fand: „Noch nie im Leben habe ich in einer so angenehmen Atmosphäre und noch nie vor so vielen rauchenden Menschen gesprochen." Mehr als 40 Zuhörer lauschten dann seinen Erfahrungen und Thesen.
Zigarrerauchen ist für ihn ein Teil seiner Lebenshaltung, deren Reglementierung auch ihn einschränkt. Am Tag zuvor im Hilton Hotel, so erzählte der Ex-Minister, sei er deshalb mit seiner Zigarre in einer Art „Abstellraum" gelandet. „Da spürt man, wie die Gesellschaft mit harmlosen Minderheiten wie uns umgeht", sagte Gerhart Baum und erntete einmal mehr zustimmendes Nicken unter seinen rauchenden Zuhörern. Seine Grundthese: „Es kann kein übergeordnetes Interesse geben, wenn Menschen sich ins Private zurückziehen." Ob es nun ums Rauchen, ums Abhören oder um Online-Durchsuchungen geht. Die größten Verstöße dagegen hat Gerhart Baum gerade hautnah miterlebt: als Sonderermittler in den Bespitzelungsskandalen von Telekom und Bahn. Das Bedenklichste für ihn ist, dass die „Unverdächtigen" wie etwa wir Raucher von den „Verdächtigen" nicht mehr abgegrenzt werden. Nicht allein in Deutschland. So durchsuche das FBI auch die Dateien der Internetkontaktbörse „Facebook" und die englische Polizei ohne richterlichen Beschluss private Wohnungen allein auf den Verdacht hin, das die dort befindlichen Topfpflanzen von Schädlingen befallen sein könnten.
Wenigstens sei unter den Deutschen die Sensibilität der Öffentlichkeit auf solche Rechtsverletzungen gewachsen. Nicht umsonst habe Bahn-Chef Mehdorn seinen Hut nehmen müssen und habe jetzt die Piraten-Partei, die gegen Bespitzelungen auftritt, in Prenzlauer Berg im ersten Anlauf sechs Prozent der Stimmen geholt. So beruhigt Gerhart Baum auch sehr, dass die deutsche Koalition gerade beschlossen hat, das Datenschutzrecht neu zu ordnen und zu verbessern. Uns Rauchern wird das wohl leider gar nichts nützen. Deshalb haben wir schließlich unseren Club de Fumadores auf rechtliche Vereins-Füße gestellt. Denn, wie sagt unser Rechtsexperte immer wieder:
„Die Freiheit schenkt sich nicht."