13.02.24
Die einzigen Manufakturen, die von genuin nicaraguanischen Familien geführt werden sind Joya de Nicaragua und Barreda Cigars. Die Familie Barreda war vor dem Bürgerkrieg eine Familie, die über das private Stromnetz im Norden Nicaraguas verfügte. Nach dessen Verstaatlichung begannen die Barredas mit der Zigarrenproduktion, heute unter der in vierter Generation agierenden Chefin Jennifer Barreda. Hier wurde uns auch Gelegenheit geboten, Puppen mit verschiedenen Umblättern zu probieren.
Jennifer Barreda, Chefin von Barreda Cigars
Auf dem Dach von Berreda Cigars. Im Hintergrund Tabakfelder von Padrón.
Juan Martínez, Sohn des in Nicaragua legendären Dr. Alejandro Martínez (legendär deshalb, weil er nicht nur bei der Vertreibung des Diktators Somosa mitarbeitete, sondern auch Minister in der ersten sandinistischen Regierung war), hat für mich die interessanteste - auch historisch fundierte - Präsentation seines Unternehmen gegeben. Ein besonderes Highlight beim Besuch von Joya de Nicaragua: Nach Einführung der verschiedenen Blätter, die Joya verwendet, konnte jeder Besucher seine eigenen Blätter aussuchen. Aus dieser persönlichen Mischung wurden über Nacht von einem Torcedor jeweils 10 Zigarren gerollt, gebündelt um mit dem Namen des Besuchers auf dem Ring versehen.
Seit zwei Jahren steht auf dem Gelände von Joya die neu erbaute Fabrik von Heinrich Villiger. Aus meiner Sicht nicht nur eine sehr schöne neue Anlage, sondern auch eine zukunftsträchtige Investition in den nicaraguanischen Tabak. Entsprechend stolz konnte Villiger seinen Vertreter, Michael Blumendeller, zur Präsentation nach Estelí schicken.
Interessant, wie jede Manufaktur ihre eigenen Geheimnisse zur Herstellung ihrer Puros hat. Allein schon die Kenntnis der verschiedenen Qualitäten der Blätter in den Feldern von Estelí, dem Condega- und dem Jalapa-Tal (eine vierte Region befindet sich auf der Insel Ometepe im Nicaraguasee), erfordert jahrelange Erfahrung. Kommt hinzu, dass - wie Jorge Padrón betonte - sogar innerhalb eines Feldes geschmacklich unterschiedlicher Tabak wächst.
Nach einer lehrreichen Woche Zigarrenfest in Estelí müssten jetzt für den Zigarrenfreund einige Monate der Vertiefung in die Sachkunde auf den Tabakfeldern und in der Produktion folgen. Dazu eignen sich besonders die kleineren Familienbetriebe. In Riesenfirmen wie z. B. der US- amerikanischen Drew Estate herrscht eine unpersönliche Atmosphäre mit einer für mich im Vergleich zu den Familienbetrieben unangenehmen Dominanz der Werbeslogans. Es fehlt dort die Offenheit, die ich in den erwähnten Betrieben erlebt habe.
Im Condega Tal
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