Es war ein Zeichen der Wertschätzung, die unsere Zigarrengemeinde dem am 17. April verstorbenen „Don" Alejandro Robaina entgegenbrachte: Mehr als 60 Gäste kamen zu uns ins Hafenlager.
Einige unter ihnen kannten den kleinen großen Kubaner, den Habanos S.A. 1997 als einzigen mit einer eigenen Marke gewürdigt hatte, persönlich und erzählten uns davon.Nicht selten hatte der mit seiner Frau aus Waldshut-Tiengen angereiste Vertreter von Habanos S.A., Antonio de Dios, Alejandro in der Finca auf seinen Vegas in San Luis besucht und war mit ihm ins Ausland gereist, zum Beispiel nach Malaysia. Der dortige König, so schilderte uns Tony, verehrte den kubanischen Tabakbauern sehr und sagte deshalb zu ihm: Robaina sei der einzige, der sich auf seinen Thron setzen dürfe. Wenige Minuten vor diesen Geschichten hatte Tony noch mit dem Enkelsohn Robainas telefoniert.
Hirochi hat vor sechs Jahren die Leitung des Tabakanbaus übernommen und ließ ausrichten: Es sei wie eine Anerkennung der Erde an seinen Großvater, dass gerade jetzt die beste Ernte der Region bei ihm heranwachse. Als wunderbare Erinnerung an Alejandro konnten die Anwesenden seltene Tintenzeichnungen des bekannten kubanischen Künstlers Maczel Lang Santiesteban erstehen, auf denen Robaina portraitiert wurde und die vom „Don" noch kurz vor seinem Tod signiert worden waren. Alle diese Bilder inklusive einer Kiste Vegas Robaina fanden schnell ihre Liebhaber. Der kubanische Handelsrat Roberto Infante bezeichnete Robaina als „kleinen Giganten, der doch so viel Genuss möglich gemacht hatte". Es habe ihn beeindruckt, dass „Don" Alejandro trotz allen Ruhmes und aller Auszeichnungen, die er „als bekanntester Botschafter Kubas" weltweit erfuhr, doch am liebsten immer wieder zu seinem bäuerlichen Leben zurückkehrte.Um zu zeigen, wie hart dieses Leben in der Tabak-Region Pinar del Rio sein konnte, belegt ein Zitat von Robaina selbst aus dem Robaina-Buch von J. L. Milán Domínguez: Als Kind hatte Alejandro nur je ein einziges T-Shirt und eine Hose einmal für die Wochentage und einmal für den Sonntag. Wenn alles zusammen am Samstag gewaschen wurde, musste „Don" Alejandro oftmals nackt auf das Trocknen seiner Sachen warten.
Obwohl der Tabakbauer reich an Ideen und Tatendrang war, auch mit Fischzucht, dem Anbau von Reis und Bananen experimentierte, hatte er vor lauter Feldarbeit in jungen Jahren nicht die Chance für viel Bildung. Wohl um seinen eigenen Kindern mehr Schule vermitteln gründete er später selbst eine Schule. Der große Tabakbauer, der seine Zigarren gern mit den Zähnen anbiß und bis zu den letzten Zentimetern aufrauchte, hatte uns erst vor kurzem bei einem Besuch das Geheimnis seiner Lebensfreude verraten. „Ich liebe die Menschen", hatte er damals gesagt.
Wer ihn kannte, wusste, dass er damit insbesondere auch die Frauen und am liebsten die blonden unter ihnen meinte. An seine Besucherinnen auf der Finca den einen oder anderen Wangenkuß zu verteilen, damit hielt er sich jedenfalls bis zum Schluss nicht zurück.