01.01.22
Hast Du eine bevorzugte Zigarre?
Ja, zur Zeit ist es die Signature No. 2 von
Davidoff. Sie gefällt mir, weil sie handwerklich
sehr gut gemacht ist, auch
schätze ich ihr mildes und doch großzügiges
Aromenspektrum.
Wie lange arbeitest Du schon bei Zigarren
Herzog?
Seit ich 19 bin. Ich komme ursprünglich
aus Sylt, genauer: dem nördlichsten
Punkt Deutschlands, aus List.
Vermisst Du etwas aus Deiner alten
Heimat?
Die Nähe zum Meer und die wunderschönen
Sonnenuntergänge am Strand.
Wer hat Dich in Sylt zur Zigarre gebracht?
Mein Onkel. Damals konnte man ab 16
rauchen, deswegen muss ich jetzt sagen:
ab 16 rauche ich. Für mich war das
Zigarrenrauchen damals sehr „cool“; auf
Sylt war das in Mode, wurde toleriert.
Welche Zigarrenspiegel bevorzugst Du?
Nichtkubanische Zigarren müssen für
mich hell und seidig sein, die Habanos
dunkel und ölig.
Und was trinkst Du am liebsten dazu?
Was ist Dir bei der Kundenbetreuung
besonders wichtig?
Dass der Kunde seine Lieblingszigarre
stets vorrätig findet. Im Falle von Nichtlieferbarkeit
muss ich eine Alternative
parat haben. Zur Kundenbetreuung gehört
für mich aber auch eine Reihe von
Aufmerksamkeiten, die weit über das
Geschäft hinausgehen wie z. B. private
Erreichbarkeit und die Bereitschaft, mit
dem Kunden eine (neue) Zigarre zu rauchen.
Worin unterscheidet sich unser Betrieb
von der Konkurrenz?
Wir wagen den Spagat zwischen stationärem
Handel einerseits und den
Herausforderungen durch social medias
und dem e-shop. Wichtig für unser
Geschäft ist die Möglichkeit, vor Ort
Zigarren rauchen zu können, dann aber
haben wir auch ein Sortiment an Zigarren
und Accessoires, zu dem wir stehen
können. Wir wollen also nicht alles
haben. Großen Wert legen wir auch
auf Zigarrenevents, bei denen es nicht
nur um das Paffen geht, sondern um
eine thematische Auseinandersetzung
mit Themen aus der Zigarrenwelt. Zur
Konzeption unserer Geschäfte gehört
auch unsere Kleideretikette. Für viele
Stammkunden bieten wir einen wichtigen
Rückzugsort im Alltag. Bei uns wird
Zigarre gelebt.
Was fasziniert Dich an der Zigarre?
Sie ist ein Naturprodukt, das sehr viel
Facetten hat: Farbe, Form, Geschmack
usw. Sie ist aber auch ein Medium, das
verschiedenste Gruppen zusammenführt.
Ich sehe das bei meinen Freunden,
die sehr unterschiedlich sind. Ganze Kreise werden durch die Zigarre
zusammengeführt.
Gibt es einen persönlichen Höhepunkt
in Deiner bisherigen Tätigkeit?
Besonders gefallen hat mir die Gelegenheit,
selbständig die „Hafentage“, unsere
Hausmesse im Hafen zu konzipieren
und durchzuführen. Ich freue mich, dass
meine Idee so gut angenommen wurde.
Was möchtest Du verbessern?
Ich will noch mehr Gewicht auf die Bedürfnisse
der jungen (Nachwuchs-)Zigarrenraucher
legen.
Was wird aus Deiner Sicht in Zukunft in
der Zigarrenwelt passieren?
Die Verfügbarkeit wird schwieriger,
nicht nur bei den Habanos, auch zunehmend
bei nicht kubanischen Premiumzigarren.
Die Spekulation greift
um sich. Einige Formate verschwinden
oder werden ausgedünnt wie etwa die
schlanken Lonsdale-Formate. Andere
nehmen überhand wie die immer dicker
werdenden Robustoformate. Positiv
ist die größer werdende Akzeptanz
und Wertschätzung der Zigarre bei
den jungen. An der Antiraucher-Front
scheint es ruhiger geworden zu sein,
vielleicht auch angesichts der Diskussion
um die Freigabe von Cannabis.
Global wird einiges aus China auf uns
zukommen. Das Riesenland hat die Zigarre
entdeckt. Hier erwarte ich einen
richtiggehenden Hype in den nächsten
Jahren.
Interviewfragen: Maximilian Herzog
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KULTUR // Was heißt: Genießen?
Ein Vortrag, gehalten von Maximilian Herzog am 6. St. Galler Management-Kongress in Davos im September 2008