Erstklassige Auswahl seit über 27 Jahren an Zigarren, Zigarillos & mehr
Versandkostenfrei ab 80€ Bestellwert
Sie erreichen uns unter +49 (0)30 49 90 29 60 (Mo - Fr: 12.00 - 18.00 Uhr)

01.10.23

KULTUR - Auf eine Zigarre mit_ IL

KULTUR // Auf eine Zigarre mit... Igor Levit


Der weltberühmte Pianist und Cigaraficionado Igor Levit kommt zum Gespräch bei Zigarren Herzog am Ludwigkirchplatz mit einem kleinen Klapprad. Diese Situation führt prompt zur ersten Frage:


Herzog: Ist es nicht gefährlich für die kostbaren Hände, im Verkehr auf dem Fahrrad bei einem Sturz Schaden zu nehmen? 
Levit: Weder auf der Bühne noch auf dem Fahrrad ist meinen Händen je etwas passiert. Ich fahre langsam. Ich habe meine Hände auch nicht versichert. Das geht in Deutschland nämlich gar nicht. Ich kann damit aber auch gut leben. 

Herzog: Kommen wir direkt zur Frage, was Sie am liebsten rauchen?
Levit: Am liebsten rauche ich die beiden Spitzengewächse aus Kuba und aus der Dominikanischen Republik: Cohiba und Fuente. Aber wichtiger als Marken ist für mich die Frage, mit wem ich die Zigarre rauche. Ich rauche auch keine Zigaretten, und Gras macht mich blümerant. Und ich rauche ungern alleine.

Herzog: Wie kamen Sie zum Zigarren genießen?
Levit: Durch Daniel Barenboim. Ich erinnere mich noch an den Besuch bei ihm zuhause kurz vordem covid bedingten Lockdown. Nach dem Mittagstisch bot mir Daniel Barenboim eine Zigarre an. „Herr Barenboim, ich rauche nicht!“ war meine Abweisung. Daraufhin erntete ich vom Maestro einen Blick, der eine Mischung war von Mitleid und Verachtung. Diesen Blick wollte ich nicht noch einmal erzeugen! “Herr Barenboim, Sie dürfen mich nie wieder so anschauen!”, sagte ich ihm und rauchte meine erste Zigarre. Vollends beeindruckt von der Macht der Zigarre war ich, als Barenboim mir eine Zigarre zeigte, die erst nur für Fidel Castro gerollt, von diesem an Kofi Annan weitergeschenkt wurde.

Herzog: Passen Zigarren und Musik gut zueinander?
Levit: Zigarren und Musik haben etwas gemeinsam: die erlebte Zeit. Wenn ich Zigarre rauche, bin ich ganz bei mir. Ich bin sehr entspannt auf der Bühne und beim Rauchen.

Herzog: Aber es gibt doch die Tempovorgaben des Komponisten…
Levit: Das ist kompliziert. Wenn z. B. „schnelles Tempo“ vorgeschrieben ist, so ist das mein schnelles Tempo. Tempobezeichnungen verändern sich abhängig von meinem Zustand. Das ist das, was ich Erleben nenne, beim Essen, Musik und Rauchen. Nach dem Erlebnis ist alles leer und kann von neuem mit(Zeit)erleben gefüllt werden. Mein Erleben ist das Gegenstück zum Besitzen. So gehe ich beispielsweise sehr gerne einkaufen. Aber der Besitz des Eingekauften ist weniger interessant. Musik kann niemand, auch ich nicht, besitzen.

Herzog: Lieben Sie gar keinen Besitz?
Levit: Doch, ich liebe den Gebrauch von Feuerzeugen, etwa das Klicken von Dupont-Feuerzeugen, die Funktion von Dunhill-Tischfeuerzeugen, aber auch von Messern und von Aschenbechern. Mein Flügelbildet beim Besitzen eine herausragende Ausnahme: Er ist mein zentrales Lebensorgan. Ansonsten löst Besitz nur dann bei mir Glücksgefühle aus, wenn ich ihn mit jemandem teilen kann.

Herzog: Freude am Teilen ist nicht unbedingt eine deutsche Eigenschaft..
Levit: Wirklich? Glaube ich gar nicht. Unabhängig davon: es ist doch die schönste aller Eigenschaften!

Herzog: Ist Zigarrerauchen friedensfördernd?
Levit: Das Rauchen von Zigarre: ja. Für die Musik gilt das nicht immer. Mit Musik ziehen ganze Armeen in den Krieg. Musik kann auch zu einem aggressiven Zustand führen. Beim Zigarrerauchen dagegen habe ich mich noch nie gestritten. Und nicht umsonst gibt es die Idee des “Friedenspfeife Rauchens”.

Herzog: Sie sind ein treuer Kunde von Zigarren Herzog. Wie kommt das?
Levit: Wenn ich einen Ort gefunden habe, der mir gefällt, brauche ich keine Alternative. Darüber hinaus habe ich in der weiten Welt noch nie Zigarren gekauft. Beim Zigarrenkaufen spielt auch die menschliche Sympathie eine Rolle.

Herzog: Gibt es für Sie ein Lieblingsgetränk (zur Zigarre)?
Levit: Cognac. Das habe ich von meinen Eltern übernommen. Cognac ist ein wunderbar langsames Getränk. Das sieht man schon an den bauchigen Gläsern, die man immer wieder für eine Weile in der Hand halten kann. Dies ist ein Gegensatz zu der Glasform von schnellen Getränken, wie etwa dem Champagner, der schnell getrunken werden muss, um nicht schal zu werden. Abends trinke ich vor dem Essen auch gerne einen Vermouth.

Herzog: Haben Sie einen Lieblingskomponisten? Sie haben ja sämtliche Beethoven-Sonaten in Folge gespielt.
Levit: Nein. Aber es gibt Phasen mit von mir bevorzugten Komponisten. In einer solchen Phase spielte ich z. B. um die 80% Beethoven. Heute spiele ich zum Beispiel sehr viel mehr Brahms.

Herzog: Ist Zigarrerauchen altbacken?
Levit: Nein. Selbstverständlich hat die Zigarre auch bei jungen Leuten Zukunft. Aber man darf zur Zigarre nichts anderes tun, als sie zu genießen. Für mich ist es schrecklich, wenn Menschen beim Gehen rauchen.

Herzog: Mit welchen Stichworten würden Sie mein Geschäft charakterisieren?
Levit: Vertrauen, Sicherheitsgefühl und Freude am Einkaufen.




Weitere Artikel: