Ausgerechnet die größte Legende der Zigarrenbranche wurde von den Kubanern fast schon in die Nähe eines Staatsfeindes gerückt: Zino Davidoff.
Wir wählten einen Abend im Capital Club und einen Strauß voller Anekdoten, die unsere Gäste nicht selten zum Lachen brachten, um das Leben dieses Vorreiters bei der Produktion eigener Zigarrenmarken zu beleuchten. Vor allem die Wahl unserer Zigarren für die Soiree hätte auch Davidoff geschmeckt.
Die Puro d\'Oro Serie besteht zu 100 Prozent aus dominikanischem Tabak, der sich durch kräftige Kaffee- und Röstnoten auszeichnet. „Für eine Dominikanische recht kräftig", kommentierten nicht wenige unserer Gäste und hatten damit absolut ins Schwarze getroffen: Diese Zigarrenserie erinnert bewusst an den Geschmack von Davidoffs Zigarren aus früheren Zeiten. Wir machten sie deshalb zum Begleiter für unsere Reise in seine Vergangenheit.
Zino Davidoff ist für uns erstens die Ikone des 20. Jahrhunderts und zweitens eine Marke, was sich nicht nur auf seine Person bezieht. Über ihn gibt es unzählige Geschichten und Bücher, in denen Wahrheit, Lüge und Legende manchmal ganz dicht beieinander liegen. So ist er nicht etwa wie vielfach zitiert in Kiew geboren, sondern in Nowgorod. Deshalb haben wir in Vorbereitung auf unseren am Ende ausverkauften Davidoff-Abend versucht, mit Zeitzeugen zu reden - allen voran Heinrich Villiger. So war vielen unserer Gäste neu, dass in Davidoffs elterlicher Tabakmischerei in Genf auch Lenin zu den Stammkunden gehörte. Gewiß auch deshalb, weil der Revolutionär bei den politisch gleich gesinnten Landsleuten in der Schweiz nicht für seinen Tabak bezahlen musste.
19-jährig, mit dem Abitur und 300 Franken in der Tasche begab sich Davidoff auf Weltreise und wurde nicht nur auf Schiffspassagen schnell zum Liebling der Frauen, denn tanzfreudige Männer waren damals Mangelware. An Land lernte er den Umgang mit Tabak: ob auf den Plantagen im brasilianischen Salvador de Bahia oder in Kuba bei Hoyo de Monterrey. Auch aus dem Genfer Tabakgeschäft, das Davidoff später mit seinem Vater betrieb, sind viele Geschichten überliefert. Einer davon zufolge soll ein Kunde im Geschäft nach Zigarren mit leichterem Aroma angefragt haben, um weniger Probleme mit seiner Ehefrau wegen des Zigarrenrauchs zu bekommen. Das konnten viele unserer Soiree-Teilnehmer nur allzu gut nachvollziehen. Davidoff soll damals laut Überlieferung gesagt haben, eine andere Zigarre als eine Havanna könne er nicht anbieten und riet seinem Kunden deshalb, er möge doch einmal über einen Wechsel der Gattin nachdenken. Einige unserer Zuhörer konnten über diese Anekdote besonders lachen, andere eher nicht... Auch den Grundstein für seinen späteren Erfolg legte Davidoff recht unkonventionell: Um während des Krieges 2 Millionen Havannas kaufen zu können, brauchte er einen Kredit. Als der Banker nach Sicherheiten fragte, soll Davidoff geantwortet haben: „Mein ehrliches Gesicht." Am Ende war er der einzige, der diese Zigarren in der gesamten Zeit bis 1945 liefern konnte. Auf die Frage aus unserem Publikum, ob sich Zino Davidoff und Fidel Castro persönlich kannten, konnten wir nicht mit Sicherheit antworten. Tatsache ist auf jeden Fall, dass die Kubaner 1967 bereit waren, ihrem Genfer Händler als erstem eine eigene Zigarrenmarke zu kredenzen. Das haben sie seitdem nur noch Don Alejandro Robaina erlaubt.
Die Liaison zwischen Davidoff und Kuba endete am 11. Juli 1988 mit der Verbrennung von 130 000 importierten Havannas in Basel. Damals soll er gesagt haben: „Ich war sehr lange glücklich verheiratet mit Kuba. Jetzt habe ich eine jüngere, schlankere Lady an meiner Seite, und mich verlangt nach Veränderung..." Fortan wurde in der Dominikanischen Republik produziert. Für die meisten unserer Gäste hätte die Reise in die Vergangenheit Davidoffs noch andauern können.
Bei dem einen oder anderen Rum wurden Geschichten und Bilder an unseren vier großen Tafeln noch bis kurz vor Mitternacht weitergesponnen. Nicht nur einer unserer Gäste fragte beim Abschied nach einer Fortsetzung unserer Davidoff-Soiree.