Zur Begrüßung des neuen Jahres hieß es bei uns gleichsam Abschiednehmen. Denn als erste Zigarre des ersten Monats wählten wir für unser Tasting die Churchill von Saint Luis Rey, die die Kubaner ab sofort aus ihrem Produktions-Programm genommen haben.
Am 7. Januar testeten wir diese Zigarre aus einem 50er Cabinet in großer Runde von sechzehn Tester/innen. Mit einem Boxing-Code von August 2006 hatte unsere Churchill bereits einen guten Reifegrad erreicht. Das mittelmäßig beschaffene, coloradofarbene Deckblatt wies keine Verletzungen auf. Nur vereinzelt entdeckten unsere Tester kleine helle und dunkle Flecken. Die Rollung wurde durchweg als regelmäßig fest mit der Tendenz zu hart beurteilt.
Vor dem Anzünden nahmen wir einen leichten angenehmen Geruch nach Honig, Caramel und Leder wahr.Das Zugverhalten mit einem leichten Widerstand kommentierten unsere Tester als „gut" bis sogar „perfekt". Der Geschmack bei den ersten Zügen nach dem Anzünden kam vor allem etwas süß, aber auch etwas salzig und kaum bitter daher. Die meisten äußerten sich enttäuscht vom ersten Drittel unserer Zigarre. „Richtig dünn" sei die Churchill gestartet, viele hatten „mehr erwartet" und bewerteten den Körper des Rauchs deshalb lediglich mit einem „mittelmäßig". Spätestens ab dem zweiten Drittel zeigte unsere Saint Luis Rey dann aber doch, dass mehr Geschmack in ihr steckt. Sie steigerte ihr Volumen mit Aromen von Trüffeln, Cacao, Schwarzbrot, Muskat und Mandeln in Richtung „großzügig". Unsere Tester beschrieben die 178 Zentimeter lange Zigarre mittlerweile als „schön rund" und „präsent". Dennoch kamen ihre Aromen bei der Einstufung über ein „wenig komplex" nicht hinaus.
Bis zum dritten Drittel gewann unsere Churchill noch weiter an Stärke. Die Asche bildete sich nach Tester-Meinung „perfekt" in einer hell-dunkelgrauen Maserung, die bis zu sechs Zentimeter hielt und auch nach dem Abfallen eine gute Festigkeit aufwies (hoher Collazo-Effekt). In der Gesamtbewertung schwankten unsere Teilnehmer am Ende zwischen +0,5 und +1 auf der Bewertungsskala von -2 bis +2. Immerhin hatte sich die Zigarre über ihre gesamte Länge äußerst variabel in ihrem Geschmack gegeben. Deshalb war es für uns auch schwierig, der Churchill eine Getränkeempfehlung zuzuordnen. Zur leichten Süße könnten wir uns anfangs einen begleitenden Sherry vorstellen, während die Säure eines Mojitos allenfalls ab dem stärkeren zweiten Drittel passen könnte.
Wir glauben, dass diese Saint Luis Rey noch Potenzial besitzt und sich in weiteren zwei bis drei Jahren Reifezeit weiter entwickeln wird.
Am Ende des Tastings waren wir uns über die 11,70-Euro-Zigarre vor allem in einem einig:
Schade, dass es diese Churchill von Saint Luis Rey nicht mehr lange geben wird.